Faszientherapie

Faszien sind ein Thema, das bei Patienten und Therapeuten immer mehr Interesse auf sich zieht. Das ist das neueste Forschungsergebnis des Faszienforschers Dr. Robert Schleip. Schon der Begründer der Osteopathie, Andrew Taylor Still, sah die Faszien als ein System an, welches Strukturen und Systeme gegenseitig beeinflussen. Auch der Rolfer und Manualtherapeut Tom Myers erkannte das Zusammenspiel der Muskel- und Faszienketten und beschrieb Diese als Anatomy Trains. Zur Vereinfachung vergleicht er das Fasziensystem mit Schienen bzw. Eisenbahnlinien. Die Metapher lässt sich auf den praktischen Alltag anwenden, da oft der Ort der Beschwerden nicht mit der Ursache identisch ist.

Die Rolle der Faszien als Dreh- und Angelpunkt für die Entstehung myofaszialer (bedeutet den Muskel (=Myo)) und dessen bindegewebige Hülle ((=faszial) betreffende Schmerzen erkannte und erforschte auch der amerikanische Osteopath und Notfallmediziner Dr. Stephen Typaldos D.O. Zum Zweck der klinischen Behandlung entwickelte er das Fasziendistorsionsmodell (FDM). Besonders der bestechenden Diagnosemethode sowie der therapeutischen Klarheit kommt neben der klinischen Betrachtung und der Anamnese eine bedeutende Rolle zu. Das ist wichtig, da der Patient selbst den entscheidenden Hinweis für die Effizienz der Behandlung innerhalb des Faszien-Distorsions-Modells gibt. Dies geschieht durch seine Körpersprache, das heißt, seiner spontanen sprachlichen und gestischen Schmerzbeschreibung. Trotz unterschiedlicher medizinische Diagnosen konnte Dr. Typaldos bei seinen Patienten, egal welcher ethnischen Herkunft, immer wieder gleiche Schmerz- und Beschreibungsmuster beobachten. Dies führte ihn zu der Entdeckung der 6 Fasziendistorsionen (Continuumdistorsion, Triggerband, Hernierter Triggerpunkt, Faltdistorsion, Zylinderdistorsion, tektonische Fixation).

Faszien verbinden alle Bestandteile des Körpers wie Knochen, Muskeln und Organe. Sie sind ein dreidimensionales Netzwerk, welches aus Bindegewebe bestehen. Die Faszien geben dem Körper in seiner Gesamtheit als dreidimensionales Netz außerdem Zusammenhalt, Form und die Grundstruktur und übernehmen einen Teil der notwendigen Körperspannung für aufrechtes Stehen und Gehen, sowie bei allen sonstigen Bewegungen in Alltag und Sport. Dadurch entlasten Faszien die Muskulatur und sind so bei mangelnder Elastizität für Bewegungseinschränkungen verantwortlich

Die Hauptaufgaben der Faszien bestehen aus der Strukturierung, Schutz und der Polsterung der Muskeln. Sie sind zusätzlich verantwortlich für die Kommunikation, die Reizweiterleitung und die Versorgung. Zusätzlich sorgen sie bei der Bewegung für die Kraftübertragung und -speicherung, sowie dafür, dass eine einwandfreie Muskeldehnung durchgeführt werden kann. Aufgrund dieser funktionellen Komplexität fordern Forscher die Auffassung des Bindegewebes als Sinnesorgan. Damit wäre das Bindegewebe das größte Sinnesorgan des Körpers. Um z.B. wichtige Daten zur Bewegung und der Lage des Körpers im Raum zu errechnen, senden die Faszien permanent Informationen an das Gehirn. Das macht das Bindegewebe zu einem körperweiten Informationssystem. Das Bindegewebe kann außerdem als Teil des Nervensystems verstanden werden, da sich Nervenendigungen in den Faszien befinden. So stellt es die Verbindung zum vegetativen Nervensystem dar, was zum Beispiel bei der Osteopathie eine wichtige Rolle spielt.

Nach Dr. Robert Schleip können sich Faszien wie glatte Muskulatur zusammenziehen, sodass sich diese Kontraktion auf die Muskulatur auswirkt. Da außerdem festgestellt wurde, dass sich Faszien bei Stress zusammenziehen, kann dauerhafter Stress zu Verhärtungen und Verklebungen der Faszienketten führen und zu Fehlhaltungen, Verspannungen, Schmerzen oder auch chronischen

Rückenbeschwerden führen. Dies kann auch erklären, warum eine Veränderung an einer Stelle des Körpers spürbare Veränderungen in anderen Körperteilen auslöst.

Durch gezielte, spezielle Bewegungstests, die die Faszien im Körper auf Spannungen ertasten, kann der Osteopath auf Bewegungs- und Funktionsstörungen in einzelnen Körperbereichen schließen. Nun wird versucht, die volle Bewegung und Funktion wiederherzustellen. Dies geschieht mit einer Lockerung der faszialen Spannung.

Um dieses Ziel zu erreichen gibt es eine Vielzahl von Techniken, die sich in der Intensität unterscheiden. Diese können individuell kombiniert werden, um so das bestmögliche Ergebnis für den Patienten zu garantieren.

Kinesio-Taping ist eine alternativmedizinische Methode, die elastische, selbstklebende Tapes auf der Haut nutzt, um Schmerzen zu lindern und die Muskel- sowie Gelenkfunktion zu unterstützen.

Wirkungsweise:

  • Hebt die Haut leicht an und fördert die Durchblutung sowie den Lymphfluss.
  • Entlastet Muskeln, Sehnen und Gelenke.
  • Unterstützt die Selbstheilungskräfte des Körpers.

Anwendungsgebiete:

  • Rückenschmerzen
  • Sportverletzungen (z. B. Zerrungen)
  • Gelenkprobleme (z. B. Arthrose)
  • Verspannungen

Kinesio-Taping wird oft mit speziellen Tape-Techniken kombiniert.

Schröpfen ist eine traditionelle alternativmedizinische Methode, bei der mittels Schröpfgläsern ein Unterdruck auf der Haut erzeugt wird. Dies soll die Durchblutung fördern, Verspannungen lösen und das Immunsystem stärken.

Formen des Schröpfens:

1. Trockenes Schröpfen: Die Schröpfgläser werden auf die Haut gesetzt und erzeugen ein Vakuum, wodurch das Gewebe stärker durchblutet wird.

2. Blutiges Schröpfen: Die Haut wird vorher leicht angeritzt, sodass durch den Unterdruck kleine Mengen Blut austreten. Dies soll schädliche Stoffe aus dem Körper leiten.

3. Schröpfmassage: Ein eingeöltes Schröpfglas wird über die Haut bewegt, um eine tiefere Massagewirkung zu erzielen.

Anwendungsgebiete:

  • Muskelverspannungen
  • Rückenschmerzen
  • Durchblutungsstörungen
  • Kopfschmerzen und Migräne
  • Unterstützung des Immunsystems

Schröpfen gehört zur traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und wird auch in der Naturheilkunde eingesetzt.